Telefon: +49 (0)821 8 10 36 01 | E-Mail: mg@grewer-industriedesign.de

GREWER INDUSTRIEDESIGN

Wie Skizzen Entwicklungsprozesse im Maschinenbau beschleunigen und bessere Ergebnisse schaffen

Warum unfertige Linien oft mehr bewegen als perfekte Bilder – und wie Maschinenbauer davon profitieren

Ich saß bei einem langjährigen Kunden am Tisch – nach über einem Jahr Funkstille. Wir sprachen über ein Projekt, für das sich das Unternehmen als Entwicklungsdienstleister bewirbt. Meine Rolle darin: das Industriedesign entwickeln.

Dann stellte der Kunde plötzlich diese Frage: „Herr Grewer, machen Sie eigentlich immer noch zunächst Handskizzen in der Design-Konzeptphase?“

Ich: „Ja, selbstverständlich. Daran hat sich nichts geändert.“

Seine Antwort: „Unsere Kunden lieben diese Skizzen. Die wirken mehr als jedes Rendering. Sie wecken Emotionen. Sie machen die Idee greifbar.“

Diese Aussage hat mich in meinem Ansatz bestätigt: Auch – oder gerade – in einer digitalisierten Entwicklungswelt entfalten Entwurfsskizzen enorme Wirkung.
Sie machen das Denken sichtbar – unfertig, beweglich, offen für Dialog. Genau das brauchen wir in frühen Projektphasen.

Aber schauen wir genauer hin: Warum kommt dieses traditionell wirkende Werkzeug „Skizze“ so gut an?


Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  • Wie Skizzen den Dialog zwischen Abteilungen fördern
  • Warum Kunden sich stärker einbringen, wenn Sie Skizzen sehen
  • Welche Fehler fotorealistische Renderings in der frühen Phase verursachen können
  • Wie Skizzen Geschwindigkeit, Flexibilität und Vertrauen schaffen
  • Weshalb Skizzen die ideale Grundlage für iterative Entwicklungen sind

Skizzen schaffen Identifikation statt Distanz

Fotorealistische Renderings wirken professionell – aber sie schaffen oft eine gewisse Distanz. Sie zeigen ein fertiges Ergebnis, das nicht mehr verhandelbar erscheint. Für Projektpartner kann das zum Problem werden. Denn der Raum für Mitgestaltung ist gefühlt bereits geschlossen.

Ganz anders bei Skizzen: Sie machen sichtbar, dass das Produkt noch in Entwicklung ist. Und genau das lädt meine Auftraggeber dazu ein, sich einzubringen – sei es durch technische Hinweise, gestalterische Anmerkungen oder strategische Anforderungen aus Marketing und Vertrieb.
Skizzen signalisieren: „Hier ist noch einiges offen. Sprechen Sie mit.“

Besonders wichtig ist dieser Aspekt in der Kommunikation mit den späteren Käufern oder Endanwendern. Ihre Rückmeldungen sind in frühen Phasen oft Gold wert – sie zu ignorieren kostet später viel Geld.

Skizzen fördern Dialog – auch zwischen Fachbereichen

In vielen Maschinenbauprojekten sind mehrere Abteilungen beteiligt: Forschung und Konstruktion, Vertrieb, Service. Die verschiedenen Sichtweisen treffen meist erst spät aufeinander – mit hohem Konfliktpotenzial.

Skizzen wirken hier wie ein Katalysator: Sie ermöglichen es, Ideen bereits im Rohzustand zu diskutieren. Nicht selten entsteht auf Basis einer Skizze ein lebendiges Gespräch, in dem Konstrukteure technische Grenzen benennen, während das Marketing wertvolle Marktimpulse einbringt. Und ich sitze mittendrin und freue mich, wertvolle Impulse für die Gestaltung zu erhalten.

Weil Skizzen nicht final wirken, fällt die Kritik leichter – die Hürde, Einwände zu formulieren, ist gering. Das fördert eine lösungsorientierte Atmosphäre, in der gemeinsam gedacht und nicht gegeneinander argumentiert wird, so mein Eindruck.

Skizzen sind schnell – und extrem anpassungsfähig

Gerade im Maschinenbau ändern sich Rahmenbedingungen schnell: neue Normen, neue Kundenwünsche, neue Erkenntnisse aus dem Testfeld. Wer hier flexibel bleiben will, braucht ein Designmedium, das mithalten kann.

Einfache Skizzen sind in kurzer Zeit erstellt, angepasst, variiert. Sie machen es möglich, innerhalb eines Meetings auf neue Anforderungen zu reagieren – und sofort eine erste visuelle Lösung aufzuzeigen. Dieser direkte, spontane Zugang zum Entwurf ist ein klarer Zeitvorteil.

Viele Auftraggeber empfinden genau das als professionell: Dass ein Designer oder eine Designerin auf neue Informationen sofort gestalterisch reagieren kann – statt erst eine neue Rendering-Runde anzustoßen, die Mehraufwand bedeutet.

Skizzen zeigen Denkprozesse – das schafft Vertrauen

Ein technischer Leiter sagte mir einmal: „Ich will sehen, wie Sie denken – nicht nur, wie es später aussieht.“
Diese Aussage ist typisch für Projektverantwortliche, die an mehr als nur schönen Bildern interessiert sind. Sie wollen verstehen, auf welchen Überlegungen eine Lösung basiert. Skizzen offenbaren genau das: die gedankliche Herleitung, die Varianten, die Abwägungen. Sie zeigen den Weg – nicht nur das Ziel. Für viele Entscheider ist das ein zentraler Vertrauensfaktor. Denn es zeigt: Hier ist jemand, der sich in die Anforderungen hineindenkt. Und nicht nur etwas abliefert.

Skizzen ermöglichen gestalterische Resilienz

Ein weiterer spannender Aspekt: Designs, die über Skizzen erarbeitet wurden, scheinen resilienter gegenüber Kritik zu sein. Warum? Weil sie Teil eines gemeinsamen Entwurfsprozesses sind. Sie sind Ergebnis von Gesprächen, von Nuancen, von „Zwischentönen“, die der Designer aufgenommen und verarbeitet hat.

Im Gegensatz dazu wirken fotorealistisch gerenderte Bilder häufig steril. Sie erscheinen wie ein fertiges Produkt – obwohl sie das nicht sind. Das macht es für Auftraggeber schwerer, Veränderungen zu fordern. Und erschwert es dem Designer, sich konstruktiv auf Feedback einzulassen. Weil beide Seiten hohen Änderungsaufwand fürchten.

Ein Design, das auf dem Dialog mit dem Kunden basiert, ist robuster – weil es tiefer verankert ist. Nicht nur technisch, sondern emotional.

Skizzen lassen sich gezielt „steigern“ – ein strategisches Tool für die Iteration

Skizzen bilden den Auftakt – nicht das Finale. Wer von Anfang an mit perfekten Bildern startet, nimmt sich die Möglichkeit, im Verlauf noch „eine Schippe draufzulegen“. Gerade in mehrstufigen Präsentationen ist es klug, mit bewusst reduziertem Material zu starten – und die Visualisierung sukzessive auszubauen.

Das schafft Raum für Entwicklung und ermöglicht es, in späteren Phasen echte Wow-Momente zu erzeugen. Auch das ist ein strategischer Nutzen von Skizzen: Sie lassen Raum für Überraschung und Dramaturgie im Designprozess.

Fazit: Skizzen sind kein Rückschritt – sie sind ein strategischer Vorsprung

In einer Welt, in der Visualisierung immer perfekter wird, kann die bewusste Unschärfe einer Skizze ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein. Nicht nur im Designprozess – sondern in der Kommunikation mit Kunden, Entwicklungspartnern und sogar Investoren.

Skizzen machen den Entwurf zur gemeinsamen Sache. Sie fördern Verständnis, beschleunigen Prozesse und stärken die Identifikation mit dem Produkt.

Sie denken über die nächste Produktgeneration nach? Starten Sie mit einer Skizze.
Und entdecken Sie, wie viel mehr möglich wird, wenn Gestaltung als Dialog beginnt.

Zurück zum Blog